BVB: Guerreiro kritisiert das Team, „zu wenig Motivation, zu wenig Leidenschaft“

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Es war ein Training wie eine Ansage. Die erste Einheit, die Peter Bosz am Montag abhielt, kann durchaus als Hinweis gewertet werden, worauf es dem Trainer von Borussia Dortmund in den kommenden Tagen und Wochen ankommt: Laufbereitschaft, Engagement und Aggressivität. 14 Feldspieler und zwei Torhüter waren zwar nur auf dem Haupttrainingsplatz in Dortmund-Brackel anwesend, doch nach den gut 100 Minuten, in denen sie Sprint-, Torschuss- und Zweikampfübungen absolvierten, wussten sie, was sie getan hatten.

„Wir arbeiten sehr hart an unseren Fehlern“, sagte Raphael Guerreiro, der wegen der Folgen seiner langwierigen Verletzung auf die Länderspiele mit der portugiesischen Nationalmannschaft verzichtet hatte. Er nutzte die Pause, um in Dortmund den Trainingsrückstand aufzuholen, der sich während seiner dreieinhalbmonatigen Zwangspause nach einer Knöcheloperation angestaut hatte. „Mich hat jedes Training hier weitergebracht. Ich konnte an meiner Fitness und an meinem Selbstvertrauen arbeiten“, sagte der 23-Jährige. Für ihn, der in der laufenden Spielzeit bislang erst drei Pflichtspieleinsätze, keinen davon über 90 Minuten, absolvieren konnte, beginnt die Saison erst jetzt wirklich.

Die Rückkehr des Allrounders, der sich seiner Leistungsstärke speziell in den letzten Tagen wieder deutlich angenähert hat, kommt zum richtigen Zeitpunkt: Die Mannschaft, die von den vergangenen sieben Spielen nur eines gewinnen konnte, sucht nach Wegen aus der Krise. Da ist die Unterstützung des Europameisters, der sowohl als Linksverteidiger als auch auf verschiedenen Positionen im Mittelfeld eine wertvolle Alternative darstellt, mehr als willkommen. Guerreiro könnte, wenn er wieder voll belastbar ist, gleich mehrere Probleme auf dem Platz lösen.

Ursachen des beängstigenden Absturzes

Guerreiro lebt auf dem Trainingsplatz etwas vor, was in der Krise gefragt ist: Kampfgeist und Mut. „Wir sind sehr fokussiert und sehr konzentriert. Man spürt, dass sich die Mannschaft unbedingt verbessern will“, sagte er. Das sei im Hinblick auf die zuletzt schwachen Ergebnisse und Leistungen auch nötig, so Guerreiro: „Wir Spieler müssen uns an die eigene Nase fassen. Wir hatten vielleicht zu wenig Motivation, zu wenig Leidenschaft in den Duellen eins gegen eins und haben zu viele Zweikämpfe verloren.“ So deutlich hatte das bislang noch kein Borusse formuliert.

Gegen Apoel Nikosia durfte Dortmunds Raphael Guerreiro (r.) zuletzt die Luft in der Königsklasse schnuppern. Doch der Europameister ist noch nicht wieder bei 100 Prozent seiner Leistungskraft

Gegen Apoel Nikosia durfte Dortmunds Raphael Guerreiro (r.) zuletzt die Luft in der Königsklasse schnuppern. Doch der Europameister ist noch nicht wieder bei 100 Prozent seiner Leistungskraft

Quelle: AP/Martin Meissner

Fehlende Motivation und Leidenschaft sind als Ursachen für den beängstigenden tabellarischen Absturz allerdings von vielen ausgemacht worden: Sowohl von der Vereinsführung um Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke und Sportdirektor Michael Zorc – als auch von Bosz und den Spielern selbst. Die vornehmlich öffentlich diskutierten Defizite aufgrund einer vermeintlich zu offensiven und riskanten Spielweise werden beim BVB nicht geteilt – wohl aber wird ein allgemeines Defizit in Sachen Konzentration und Konsequenz eingeräumt.

„Ich kann mich da nur wiederholen: Es liegt nicht am System, sondern daran, wie wir auftreten“, sagte Kapitän Marcel Schmelzer, der sich – wie andere Spieler auch – schützend vor den Trainer stellte. Der Anteil von Bosz an der Tatsache, dass ein Fünf-Punkte-Vorsprung auf die Bayern verspielt wurde und der BVB mittlerweile sechs Punkte hinter den Münchnern rangiert, sei im Vergleich zur Verantwortung der Spieler gering.

„Dürfen nicht hinter ihm abtauchen“

Speziell in den vergangenen Wochen hätte der Niederländer im Umgang mit der Mannschaft auch den richtigen Ton getroffen – selbst wenn Bosz nach außen hin meist nur moderat Kritik geübt hatte. Nach der 2:4-Niederlage in Hannover und zur Halbzeit beim 1:3 gegen die Bayern sei der Coach durchaus laut geworden. Er hätte ein „gutes Timing“ dafür, wann er auch mal eine etwas härtere Ansprache wählt, auch wenn er sonst eher „analytisch“ sei, so Schmelzer.

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Jupp Heynckes

„Da habe ich gemerkt, Du musst das machen“

„Er vermittelt mit seiner ruhigen Art der Mannschaft ein gutes Gefühl. Er weiß, was er tut. Dass er uns manchmal sogar schützt, darf uns nicht dazu verleiten, dass wir hinter ihm abtauchen. Wir stehen in der Pflicht, dem Trainer etwas zurückzugeben“, erklärte Schmelzer gegenüber dem „Kicker“.

Dieser Verpflichtung gilt es in den kommenden Spielen nachzukommen: Am kommenden Freitag gastiert der BVB beim VfB Stuttgart, am kommenden Dienstag kommen in der Champions League die Tottenham Hotspurs nach Dortmund. Am übernächsten Samstag steht das Revierderby gegen den mittlerweile punktgleichen Erzrivalen Schalke 04 an.

Source

https://www.welt.de/sport/fussball/bundesliga/borussia-dortmund/article170584104/So-deutlich-hat-noch-kein-BVB-Spieler-das-Team-kritisiert.html

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